Manfred Müller-Berg
Dipl.Ing., Autor

1939 – 2016

Loge „Matteo Alberti zu Bensberg“
i.Or. Bergisch Gladbach

Die Königliche Kunst

Die Königliche KunstDie Atlas-Zeder, die eine verborgene Weisheit repräsentieren darf, ist ursprünglich zwar im nordwestlichen Afrika, im Atlas-Gebirge beheimatet, hat sich jedoch die Vorgärten und Parks der gemäßigten Zonen der Welt erobert. Besonders im nordatlantischen Großraum, in Nordamerika und Westeuropa ziert sie Parks, Baumanlagen, Friedhöfe und ungezählte private Gärten. In manchen Vorstadtsiedlungen und dörflichen Neubaugebieten der letzten Jahrzehnte hat sie die einzelnen heimischen Baumarten längst an Häufigkeit übertroffen.

Jedem Häuslebauer seine Atlas-Zeder! Ein hübscher Baum mit einigen besonderen Merkmalen: Auffallend sind die mit ungefähr 30 Grad Neigung aufsteigenden, wenig gebogenen Äste und die mit ähnlichem Neigungswinkel geneigten Zweige, sowie die helle Blaufärbung der Nadelblätter. Alles an diesem Baum erscheint irgendwie geometrisch. Da die Zweige zu beiden Seiten der Äste jeweils mit gleichem Neigungswinkel abfallen, entsteht der optische Eindruck zahlreicher offener Zeichenzirkel im Gezweig. Und da die tiefsten unteren Äste des Baumes etwa gegenständig meist einen rechten Winkel bilden, die Krone dagegen in der Silhouette spitzer zuläuft, ergibt sich eine äußere Umrissform, die – schematisiert – exakt in das Innenfeld des Erkennungszeichens der folgenden verborgenen Weisheit passt, in das Innenfeld zwischen Zirkel und Winkelmaß.

Zirkel und Winkelmaß sind, in besonderer Anordnung zueinander, das äußere Erkennungszeichen der Anhänger der Königlichen Kunst, der Freimaurer. Auch die Königliche Kunst ist wie dieser Baum weltweit verbreitet mit dem Schwerpunkt ebenfalls im atlantischen Großraum (England spielt hier eine besondere Rolle) und mit ebenfalls enger, jedoch esoterischer Beziehung zur Geometrie. Ja selbst die Hausfarbe Hellblau der Johannes-Freimaurerlogen findet sich in der Nadelfärbung der Atlas-Zeder wieder.

Nie stand dieser Baum in irgendeiner Beziehung zur Freimaurerei. Der Baum der Freimaurer ist ein anderer. Aber kein anderer Baum birgt so viele Analogien zur Freimaurerei wie die Atlas-Zeder.

Die Türe zu einer verborgenen Weisheit, die Türe zur Königlichen Kunst der Freimaurerei ist schwer zu finden. Es scheint nahezu zwecklos, sie zu suchen. Nur ein Freund, der sie bereits durchschritten hat, vermag einen Interessierten oder Suchenden an die Pforte heranzuführen. Aber auch er kann sie nicht allein öffnen, das besorgt ein Wächter nach sorgfältigen Vorprüfungen.

Was aber ist Freimaurerei, die Königliche Kunst überhaupt? Wie viel darf ein Nicht-Freimaurer über die nach König Salomon benannte Königliche Kunst erfahren? Die Freimaurerei führt mittels symbolischer Zeichen und Rituale fort, was die Menschheit als geheime Mysterien über den Sinn des Lebens, einen Erfahrungsschatz der Jahrtausende, erworben hat.

Ursprünglich waren es die „Freien“ handwerklichen Steinmetze und Maurer der Tempelund Dombauhütten, die die Geheimnisse der Geometrie und der Statik der Säulen, der Tragbögen, der Gewölbe und Kuppeln mündlich an ihre Lehrlinge und Gesellen weitergaben.

Zu den Geheimnissen der Dombautechnik kamen die esoterischen Geheimnisse, hatte sich doch die maurerische Verschwiegenheit (Arkandisziplin) als besonders zuverlässig erwiesen. An den Mysterien waren allerdings auch viele Nicht-Steinmetze interessiert, der Adel, die Künstler, Dichter, Philosophen, Politiker, Geistliche, aber auch die Kaufleute, Ingenieure und Handwerker. Sie fanden Zugang und galten als „angenommene“ Maurer. Heute dürfte ein Steinmetz oder ein Maurermeister unter den Freimaurern eine Rarität sein. Statt der Steinmetzen finden sich in den Annalen der Logen viele Namen von berühmten Persönlichkeiten: Goethe, Lessing, Puschkin, Friedrich der Große, Mozart, um nur einige Namen aufzuführen.

Sinn der heutigen Freimaurerei ist es, über die „Arbeit am rauen Stein“ (das ist die Arbeit am eigenen Selbst), das eigene Ich zu erkennen und es uneigennützig als verwendbaren Baustein für den Bau am Tempel der Humanität einzubringen. Dazu bedarf es keinerlei religiöser, politischer, parteilicher oder sonstiger Voraussetzungen, es bedarf lediglich des guten Rufes eines freien Mannes und des festen Willens, sich der Herausforderung zu stellen.

Die feierliche Aufnahme eines Suchenden als Lehrling in eine Freimaurerloge ist ein besonders prägender, unvergesslicher Akt. Mit der Aufnahme wird ein Bruder Glied der weltweiten Bruderkette, und wohin er auch kommt, in jedem Land findet er Brüder, die ihn wiederum als Bruder an- und aufnehmen. Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit gegenüber jedermann sind die erklärten Ziele der Entwicklung des Selbst eines jeden Freimaurerbruders und seiner Loge. Das Ich des einzelnen soll in geheimer Tempelarbeit über die Lebensmysterien einer großen Reife, im Sinne der Selbsterkenntnis und der Selbstverwirklichung, zugeführt werden.

Neben der harten „Arbeit am rauen Stein“, dem Selbst, und in der Bauhütte des „Tempels der Humanität“, in der Bruderschaft, erfüllt jede Freimaurerloge auch karitative Aufgaben verschiedener Art.

Kehren wir nach diesem kurzen Blick durch einen schmalen Türspalt noch einmal zur Atlas- bzw. zur Atlantischen Zeder zurück: Wie sie auf einem breiten Wurzelwerk fußt, steht auch die Königliche Kunst, die Freimaurerei, auf langen, alten und zahlreichen Wurzeln. Sie führen zum Stamm, was ihn stärkt und was er seinen Ästen und Zweigen bis in die letzten Nadelspitzen hinein weitergibt: Beim Baum sind es die nährstoffhaltigen Säfte, in der Königlichen Kunst sind es die Mysterien des Lebens, verbunden mit der Geometrie des Seins.

Wenn Sie in der nächsten Zeit eine der vielen Atlas-Zedern erspähen, lassen Sie sich an die Existenz der Königlichen Kunst erinnern.

Mein Weg

 Es ist mein Weg,
nie blieb ich stehen.
Es ist mein Weg
wie weit muss ich ihn gehen?
Es ist mein Weg,
er gab mir viel zu sehen.
Es ist mein Weg,
wie viel muss noch geschehen?
Es ist mein Weg,
und mag ich mich auch drehen,
es ist mein Weg,
selbst noch im Rückwärtsgehen.
Es ist mein Weg,
wer sollt’ es verstehen?
Es ist mein Weg,
i c h muss ihn gehen.


Wiedergeburt

WiedergeburtHurra, ich werde wieder mal geboren!
Erneut erblicke ich das Licht der Welt.
Schmal ist der Weg und eng der Spalt,
da mich der Berg aus seinem Schoß gebiert.
Ganz neue Luft füllt meine Lungen
und neue Laute hört mein Ohr,
und Farbe schau ich, grün der Wald.
Mein Lebensdrang obsiegt und meine Angst verliert,
da mich der Berg aus seinem kalten Schoß gebiert.


Sonnenstrahl

SonnenstrahlDas Blätterdach am Teich durchdringend
das Spiegelbild des Laubs auflösend,
das Wasser bis zum Grund durchstossend,
den Eisenocker der Teichsohle ausleuchtend,
kurz nur innehaltend und lautlos vergehend:Sonnenstrahl im Zauberbild aus
Feuer, Wasser, Luft und Erde