Hans Robert Hiegel
Architekt
geboren 1954
Loge „Friede und Freiheit“
i.Or. Karlsruhe
Architektur und Freimaurerei
Architektur und Freimaurerei scheinen schon auf den ersten Blick viel miteinander zu tun zu haben, ein Maurer nämlich baut ein Haus, das Haus; falls gut gebaut, ist ein Stück Architektur.
Im Vokabular der Architektur sind Säulen oder Stützen wesentliche Elemente, tragen das Gebäude. Im Vokabular der Freimaurerei tragen (drei) Säulen die Loge, sie versinnbildlichen drei Lichter, die den symbolischen freimaurerischen Bau tragen: Weisheit, Stärke, Schönheit.
Der Begriff Gebäude impliziert Schutz, ein Gebäude ist ein sicherer, von äußeren Einflüssen weitgehend abgeschirmter Ort einer Zusammenkunft, einer Versammlung! Dazu das griechische Wort: Synagoge. Im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt und geläufig als Gotteshaus der Juden.
Die Loge der Freimauer kann ebenfalls als Inbegriff von Schutz gesehen werden, die Loge ist eine zu sichernde und danach gesicherte Arbeitsstätte zur Arbeit am höchsten Gut des Menschen, nämlich dessen eigene Veredelung zum Wohl seiner Selbst und zum Wohl der Allgemeinheit.
Die Synagoge ist im allgemeinen Sprachgebrauch das Gotteshaus der Juden, das Wort kommt aber aus dem griechischen und bedeutet „Ort der Versammlung, der Begegnung“. Der hebräische Begriff ist Beit Knesset und bedeutet das Gleiche: Ort der Versammlung. Wir kennen das Wort Beit-Lexem, geläufig unter der Schreibweise „Bethlehem“ als Ort der Geburt Christi. Das hebräische Wort „Beit Lexem“ heißt wörtlich übersetzt, „Haus des Brotes“ – womit wir schon am Anfang und zugleich beim Kern des Themas sind: dieses Haus bietet sich dar, fundamentale (geistige) Ernährung aufzunehmen.
Zurück zur Architektur: 3 Säulen in der Freimaurerei tragen die Loge, den freimaurerischen symbolischen Bau. Viele Begriffe der Architektur werden auch in der Freimaurerei benutzt, eine klare Ableitung aus der Werkmaurerei, aus der Zeit, in der in den Bauhütten der Kathedralen sich die Wurzel der Freimaurerei finden lassen und sich daraus die Freimaurerei entwickelte. Worin bestehen nun die wesentlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Architektur und der Freimaurerei?
Wo geht es um Raum, um dessen Funktion, dessen Begrifflichkeit, dessen Pragmatismus, dessen Esoterik und Bedeutung?
Im Folgenden soll ein Versuch unternommen werden, einige Begriffe und Funktionen zu skizzieren. Und zwar unter den drei Stichwörtern:
1) Vergleichende historisch-morphologische Betrachtung. Architektur und Freimaurerei – Die erste Teil-Überlegung ist bereits angedeutet.
2) Detailbetrachtung zu Attributen der Architektur und der Freimaurerei. Anhand der Benennung von 7 Parametern aus beiden Bereichen.
3) Pragmatisch-pädagogischer Ausblick. Anhand eines Textes, den der Verfasser vor zwanzig Jahren in Ausblick auf eine Architektur im Übergang geschrieben hat, ein 1979 formuliertes Postulat, ein Manifest:
1) Vergleich: Architektur und Freimaurerei.
In den 10 Büchern zur Architektur beschreibt der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv vor etwa 2000 Jahren die Anforderungen und Qualitäten an einen Architekten. Er tut dies in klar und prägnant formulierten Profilen. Die drei Säulen der Architektur sind demnach FIRMITAS, die Standfestigkeit, UTILITAS, die Zweckmäßigkeit, VENUSTAS, die Schönheit.
Die drei Säulen der Freimaurerei sind die der WEISHEIT; STÄRKE und SCHÖNHEIT. Fast parallel zu den drei maurerischen Säulen sind nach Vitruv die drei Eigenschaften der Architektur definiert, bevor ein Blick darauf geworfen werden kann, sei ein grundsätzlicher Einwand erlaubt. Es muss unterschieden werden zwischen dem einfachen, profanen Bauen und der Baukunst, der Architektur. Das profane Bauen ist Fundament und – in seiner tradierten Qualität – Voraussetzung für Architektur. Als Einzelaspekte seien zum Beispiel genannt: Tragwerkslehre, Haustechnik, Elektro- und nergietechnik, Gebäude- und Kostenmanagement über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.
In einem Zeitalter der medientechnischen Revolutionen, in dem die Bewusstseinsindustrie den Bezug zum Menschen zu verlieren scheint, ist es schwierig, eine vermeintlich statische Kunst, nämlich die Architektur, zu definieren. Aber Architektur in ihrem Wesen ist ewig. Sie ist eine pragmatisch formulierte Widerspiegelung der menschlichen Grundbedürfnisse nach Schutz und Geborgenheit.
So selbstverständlich dies ist, ist festzustellen, dass die Lehre von der Architektur ein verlorengegangenes geistiges Gut ist. Anfang des 20. Jahrhunderts hat ein aufbäumendes Wollen im Nucleus des Bauhauses kurzfristig zu einem Versuch einer großartigen Innenschau geführt, geblieben ist fast nichts. Das verlorengegangene Gut ist nur durch Liebe zur Architektur wiederzugewinnen.
Eine Perspektive ergibt sich meines Erachtens aus folgender Detailbetrachtung, bei der „Die Sieben Leuchter der Architektur“ von John Ruskin Richtschnur waren.
2) Fragmentarische Skizze zu Attributen der Architektur und der Freimaurerei.
Architektur besitzt 7 Attribute:
Es soll jeweils ein mehr oder weniger kleiner Blick geworfen werden auf:
Opfer, Wahrheit, Kraft, Schönheit, Leben, Erinnerung und Disziplin.
Freimaurerei kann ebenfalls betrachtet werden als mit diesen Attributen behaftet.
Opfer
Architektur ist die Kunst, ein Gebäude so zu ordnen und schön zu machen, dass seine Ansicht zur geistigen Gesundheit, Kraft und Freude beiträgt. Vermeintliche eigene Kreativität stellt sich bei höchster künstlerischer Qualität in den Hintergrund, nicht Originalität zählt, sondern die Demut vor inhärenter Ordnung des Geistes. Sich selbst als Opfer darbringen.
Paulus fordert die Empfänger seines Briefes auf: „So erfüllt meine Freude, dass ihr dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig eines Sinnes seid, nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht (tut), sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst.“ Wer es versteht, sich dem Geist unterzuordnen, kann sich seiner Großartigkeit in Demut bedienen.
Wahrheit
Es gibt eine Parallelität zwischen den Tugenden des Menschen und der Aufgeklärtheit des Planeten, den er bewohnt.
Kraft
Wenn wir uns die markanten Gebäude der Menschheit in Erinnerung rufen, erkennen wir Kraft als eine Eigenschaft, die fast allen gemeinsam ist. Am besten wird das verständlich, wenn man sich die Pyramiden, das Kolloseum oder die Akropolis vor Augen führt.
Die Akropolis in Athen ist radikales Vorbild für Architektur per se für viele Menschen, für viele Architekten und Künstler aus vielen Kulturkreisen.
Schönheit
Das Wahrnehmen der Schönheit erfüllt den Menschen und lässt ihn Göttliches erahnen. Das Naturschöne ist Vorbild des Kunst-Schönen und zugleich dessen Antipode.
Leben
Der Ablauf und die Organisation des Lebens wird in der Architektur und in der Freimaurerei auf jeweils eigene Art reflektiert.
Erinnerung
Zur Bedeutung des Begriffes der Erinnerung soll auf eine Episode in den Wahlverwandtschaften von Goethe hingewiesen werden, in der sich ein Architekt als Beistand für Charlotte und Ottilie darstellt: „Und ohne irgendein Zeichen des Andenkens, ohne irgend etwas, was der Erinnerung entgegenkäme, sollte das alles so vorübergehen?“ versetzte Ottilie.
„Keineswegs!“ fuhr der Architekt fort, „Nicht vom Andenken, nur vom Platze soll man sich lossagen. Der Baukünstler, der Bildhauer sind höchlich interessiert, dass der Mensch von ihnen, von ihrer Kunst, von ihrer Hand eine Dauer seines Daseins erwartet, und deswegen wünschte ich gut gedachte, gut ausgeführte Monumente, nicht einzeln und zufällig ausgesät, sondern an einem Orte aufgestellt, wo sie sich Dauer versprechen können. Da selbst die Frommen und Hohen auf das Vorrecht Verzicht tun, in den Kirchen persönlich zu ruhen, so stelle man wenigstens dort oder in schönen Hallen um die Begräbnisplätze Denkzeichen, Denkschriften auf. Es gibt tausenderlei Formen. Die man ihnen vorschreiben, tausenderlei Zierraten, womit man sie ausschmücken kann.“
Disziplin
Zur Bedeutung des Begriffes „Obedience – Disziplin“ soll auf eine weitere Episode in den Wahlverwandtschaften von Goethe hingewiesen werden, in der sich der Architekt als Beistand darstellt:
„So zeigte sich … jener Architekt täglich bedeutender, von welchem die Anordnung und Ausführung so manches Unternehmens allein abhing, wobei er sich genau, verständig und tätig erwies und zugleich … zu unterhalten wusste.“
Sieben Freimaurer bilden eine Loge, die Gestalt der Loge ist – nach dem Lehrlingskatechismus der Freimaurer – die eines rechtwinkligen länglichen Vierecks von Osten bis Westen, zwischen Süden und Norden, von der Erde bis zum Himmel und von der Oberfläche des Erdbodens bis zum Mittelpunkte. Diese Gestalt ist symbolisch gemeint, es soll ausgedrückt werden, dass sich der Aktionsraum überall befindet bzw. befinden kann.
Wie stellt sich nun ein Bezug zum architektonischen Raum her?
Fasst man ins Auge, dass nach der Überlieferung 1717 im Nebenzimmer der Taverne „Goose and Gridiron“ die erste Großlogenarbeit und in der (im Grundriss ovalen) Paulskirche in Frankfurt für Deutschland große freimaurerische Arbeiten stattfanden, so wird die Betrachtung nur räumlicher Aspekte im folgenden Absatz stark relativiert.
Hier das Nebenzimmer einer Gaststätte, dort ein großer, runder Raum mit einem Fassungsvermögen von fast 1000 Menschen – welch ein Unterschied in der geometrischen Größe!
Im Nachfolgenden wird der Versuch unternommen, einen Blick zu werfen auf die profane Architektur des Tempels der Freimaurer, der Philosophie des Tempelraumes. Die Bezeichnung „Tempel“5 geht bekanntlich zurück auf den „Salomonischen Tempel“ , den König Salomo 966 vdZ vom Baumeister Hiram auf dem Berg Moria errichten ließ. Die Bauzeit für das zum Festpreis und als Generalunternehmerauftrag erteilten Bauwerkes betrug 7 Jahre. Im Buch der Könige ist uns das Leistungsverzeichnis als fast komplette Baubeschreibung erhalten.
König Nebukadnezar lies den Tempel 90 Jahre später zerstören, 70 Jahre danach wurde der Bau des 2. Tempels vollendet. Wiederum 680 Jahre später – 70 ndZ – zerstörten die Römer den Tempel, erhalten ist heute die „Klagemauer“ bzw. die Westmauer als Teil der Stützmauer des Tempelplatzes.
Religiöse Splittergruppen in Israel haben Rekonstruktionen im Modell angefertigt und wollen im Jerusalem von Heute den 3. Tempel als Gebäude neu aufbauen. Ein Anachronismus?
3) Pragmatisch-pädagogischer Ausblick.
Die Freimaurer errichten symbolisch den Tempel der Menschheit bzw. den der Humanität. So haben die meisten freimaurerischen Sinnbilder – Bauwerkzeuge, rauer Stein, Reißbrett usw. – Bezug zum (Wieder-) Aufbau des Tempels. Der Maurer verrichtet seine Arbeit am rauen Stein sein Leben lang – in sich selbst. Wozu benötigt er dann noch einen zusätzlichen Raum? Bevor weiter unten eine Antwort gegeben wird, ein Einschub, wie er beim Beginn unserer westlichen Zeitrechnung vorgebracht wurde.
In dem Brief des berühmten Gamaliel-Schülers an Bewohner in Philippi fordert dieser jene unmissverständlich zur Arbeit in diesem Sinne auf. Ist sich jemand nicht über den, auch im Idealfall nur möglichen, asymptotischen Verlauf bewusst?
Paulus schreibt weiter (Philipper 2:13) „Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu (seinem) Wohlgefallen.“ Helmut Gollwitzer führt in seinen Worten aus: „Gott wirkt durch wirkende Menschen. Er schaltet unser Wirken nicht aus, sondern ein. Er beruft den Menschen zum cooperator Dei in dieser Welt.“
In der hebräischen Bibel und den rabbinischen Nachfolgeschriften, findet man weitere interessante Hinweise. Unter der Überschrift „Der Zweck des Heiligtums“ schreibt H.I. Grünewald: „Errichtet mir ein Haus: dass ich in ihm wohne“ so im 5. Buch Mose.
Das Wort Gottes ist vor der Erschaffung der Welt vorhanden, Gott will auf der Erde Platz nehmen, er bittet sozusagen den Menschen, ihm einen Raum zu reservieren, aus dem heraus Er sein Wort wirksam werden lassen kann.
Wollen die Menschen Ihrerseits die ständige Gegenwart Gottes erwirken? In den Gotteshäusern? In den Synagogen, Tempeln, Kirchen und Moscheen? Die Freimaurer die Gegenwart des Grossen Baumeisters aller Welten ? Die Folgerung für die Gotteshäuser scheint fehlerhaft: H.J.Keßler schreibt in seiner Sammlung „KURSchatten und Frivole Gedichte und freche Sprüche“, dass „Bankgebäude und Tempel so beeindruckend sein müssen, weil sonst keiner an Ihre Prediger glauben würde.“
Es ist nur das lebendige Wort des Ewigen, das auf uns wirkt, das uns beseelt. Wenn wir das Wort Gottes hören, zumindest ihm zuhören am Ort seiner Verlesung, dann, nur dann haben wir eine Chance, dass Gott unter uns weile. Versagen wir uns aber seinem Wort, entweihen wir die Heiligtümer – von Menschen Hand geschaffen – dann wird auch Er sich uns entziehen.
Wo ist nun der Bezug zur Freimaurerei und zum architektonischenRaum? Hat der architektonische Raum einen Stellenwert?
Ja, er hat es. Durch Schönheit, Proportion, Farbe, Akustik, die Ausrichtung und die räumliche Anordnung von Mobiliar, Öffnungen. Auch Menschen in einem Raum haben einen starken Einfluss auf die Psyche des beobachtenden) anderen Menschen, formen uns und wir formen uns damit.
Dies scheint ein Schritt hin auf eine Antwort zu sein: Bevor der Versuch gemacht werden soll, ein paar Vorschläge von Architektur zu zeigen, führt der Weg zurück zum Ursprung.
Baruch Adler weist auf die Heiligkeit des Ortes (MAKOM) hin, an dem Jakob die Leiter bis zum Himmel sah, an dem Abraham seinen Sohn Isaak geopfert hat, Ralph Grözinger unterstreicht die Einzigartigkeit des einen Ortes, an dem die Urflut versiegelt ist, an dem sich Himmel und Erde getroffen haben: der TEMPEL. Nach z.B. Deuteronomium 12,11 oder Jesaja 56,7 ist dieser heilige Ort auch für die „Fremden“ da, die sich dem „Herrn“ anschließen, hier werden sie mit Freude erfüllt, das Haus wird ein Haus für alle Völker. Im Brachot, Blatt 7(1) a, wird dieser Sachverhalt beschrieben, der Nabel, davon die Welt hinaus wächst.
In allen uns bekannten Kulturen haben sich Baumeister bemüht, geometrische Regelsysteme zu gebrauchen, zu schaffen, zu optimieren, die Kunst nur zögernd mitzuteilen. Proportionslehren, Harmonien wurden entwickelt, verfeinert und optimiert. Viel Wissen ging in den beiden vergangen Generationen verloren, wurde abgedrängt durch das immer wieder ungestüme Suchen nach vermeintlich Neuem.
Hermann Hesse schreibt in „Mein Glaube“: „Immer, zu allen Zeiten der Geschichte und in allen Religionen und Lebensformen, sind es dieselben typischen Erlebnisse, immer in derselben Stufung und Reihenfolge: Verlust der Unschuld, Bemühung um Gerechtigkeit unter dem Gesetz, … und endlich Auftauchen … in eine veränderte Welt und in eine neue Art von Unschuld. … Alle Religionen kennen diese Wunschbilder… : der Vollkommene, Schmerzlose, Makellose, Unsterbliche. … “
Nur auf einer ethischen Ebene letztendlich ist daher die Kunst angesiedelt, Raum zu schaffen, Innenräume und Außenräume zu entwickeln. Nachfolgend abgebildet eine auf den Grundriss beschränkte Morphologie: grundsätzliche geometrische Möglichkeiten für Raum.
Dazu ein Vorschlag, ein Entwurf zu einem Raum, zu einem Tempel, aus dieser Reihe entwickelt. Grundrissskizzen, Innenraumimpressionen, Proportionsstudien.
Am Schluss sei zusammenfassend, ansatzweise und erinnernd, wie oben aufgezeigt, auf die vielen bekannten Parameter von ästhetischer Qualität hingewiesen. Ein Fingerzeig auch für ästhetische Qualitäten in der Freimaurerei.
Der Tempel also als symbolischer Begriff, das Ziel der maurerischen Arbeit darstellend; ein rechteckiger Raum, in dem während der rituellen Arbeit eine rituelle Zeit-Ordnung herrscht, eine rituelle Raum- Ordnung. Freimaurerei und Architektur verschmelzen hier zu einer Einheit.
Die Mitglieder einer Loge, die Freimauer, stehen in einem rituellen Altersjahr und tragen rituelle Kleidung (2 ). Ist auch auf diesem Weg der Aufforderung des Gamaliel-Schülers an die Mazedonier besser nachzukommen?
„Arbeitet an euch, so arbeitet Gott an euch.“ so oder so ähnlich formuliert Paulus in seinem Brief an die Philipper. Und das Versprechen, die Zusage für diejenigen, die das Gute tun lautet in der 19. Sure im Koran:
„Denen, welche glauben und das Gute tun, wird der Allerbarmer Liebe erweisen (einander lieben lassen).“
Der architektonische Tempel als Ort für Rituale: das Ritual an diesem Ort bietet Schutzraum und entbindet schöpferische Potenziale, um den Zusammenhang zwischen menschlichen und göttlichen Grenzsituationen erfahrbar zu machen.
Als Versuch zu einer komprimierten Artikulation sei im Nachfolgenden das anfangs erwähnte, 1979 vom Autor formulierte Postulat zitiert kleines manifest
nach der moderne und der postmoderne kann es weder pseudofunktionale bauten noch rückkehr zu neoklassizistischer, organischer, rationaler oder irgendeiner anderen architektur geben.
bauen muss wieder ARCHITEKTUR werden; eine selbstbewusste architektur, die kulturell erreichtes transformiert und darüber hinausgeht. banal ist die manifestation dessen in einem STIL. architektur ist auch absolut.
seit ihrem bestehen hat sich wesen und sinn der architektur nicht verändert und wird sich nicht verändern, solange der mensch i s t .
architektur muss lesbar und mehrdeutig, bedeutungsvoll und anspielend sein. weder kultur- noch bewusstseinsindustrie können über die notwendigkeit einer disziplinierten und starken architektur hinwegtäuschen, noch können und sollen sie solche forcieren.
architektur kann nur architektur sein, wenn sie die erinnerung der vergangenheit in sich trägt.
Soweit zum Versuch, ein paar Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen der Freimaurerei und der Architektur zu skizzieren. Die Architektur, der Tempel der Freimaurer, ist ein Ort der Versammlung, eine Synagoge im griechischen Sinn des Wortes, ein Ort des Lebens und der Kraft, ein Ort um Brot (des Lebens) aufzunehmen, fundamentale (geistige) Ernährung.
Architektur als primärer Schutz des Menschen, Artikulation von Ordnung, Sicherheit und Dauerhaftigkeit, Freimaurerei als geistiges Feld für Menschen, Artikulation von Ordnung, unermüdliches Einüben von Sicherheit und Streben nach (ewiger) Dauerhaftigkeit.
Man könnte – gute – Architektur – ähnlich dem Bild der gefrorenen Musik – auch als partikulare Manifestation der Freimaurerei mit hoher Ausstrahlungskraft bezeichnen.